Gruppenausstellung

V. BAVIERA & R. MÖSCH
CARLO DOMENICONI
URSULA GOETZ
VELIMIR ILISEVIC
TOBIAS MATTERN
IRIS MICHEL

 





Die Neue Galerie für Gegenwartskunst an der Webergasse in Schaffhausen wurde mit sieben regionalen Kunstschaffenden eröffnet.

Spektakuläre 8 Meter lang war die kinetische Skulptur «Prometheus» von Vincenzo Baviera & Ruedi Mösch, 3 Meter breit das abstrakte Gemälde «Grün» von Tobias Mattern. Iris Michel beteiligte sich mit einem Vorgeschmack auf ihre nachfolgende Ausstellung «Generations». Von Ursula Goetz waren zwei grossformatige und neun kleinere abstrakte Gemälde zu sehen. Carlo Domeniconi zeigte eine Serie von fünf Tuschebildern und Velimir Ilisevic war mit zehn kleineren Gouachen der Serie «Deutsche Fenster» vertreten.

Die vielfältige Ausstellung kam im Galerieraum mit Industriecharakter sehr schön zur Geltung.

 


 

4. Oktober 2022


KUNST Die alten UD-Räume werden eine Galerie. Die Hobby-Betreiberinnen haben einen hohen Anspruch.
Doerte Letzmann

Im Erdgeschoss der Webergasse 39 sind noch die Flecken der Druckmaschinen auf dem Boden zu sehen, die Spuren der Unionsdruckerei, die hier bis vor kurzem zu Hause war. Der leere Raum wird nun umgenutzt – und mit grosser Kunst gefüllt.
    Denn bis Sommer nächsten Jahres hat die Neue Galerie für Gegenwartskunst einen Teil der Räumlichkeiten angemietet. Galerist und Galeristin sind Thomas Tito Greuter und Franziska Dubach.
    Die beiden hatten Glück: Vermieter Bernhard Ott suchte nach einer Zwischenlösung für die sonst ungenutzten Räumlichkeiten. Dubach und Greuter mussten nicht lange überlegen, denn die Idee für eine Galerie hatten die beiden Kunstschaffenden schon länger. «Wir wollen Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Werke zu zeigen», erklärt Franziska Dubach. Oft sei es für sie schwierig und kostspielig, einen Ausstellungsraum zu finden. Das Konzept der Neuen Galerie für Gegenwartskunst ist daher, die guten Mietbedingungen an die Künstlerinnen weiterzugeben. Dafür, dass ihre Werke ausgestellt werden, müssen die Kunstschaffenden nur einen geringen Betrag an die Galerie abtreten. Für die erste Ausstellung ist es sogar gratis.
    «Wir sind ein non-Profit-Unternehmen», betont Dubach. Die Galerie sei ein Hobby, an dem sie selbst nichts verdienen würden, sagt die Bildhauerin, die früher im Lehrberuf tätig war.

Grosse Kunst

Doch obwohl die beiden Kreativen die Ausstellungsräume nur nebenbei betreiben: Ihre Ansprüche sind nicht klein. Ihre Auswahlkriterien entsprechen jenen einer etablierten Galerie. Gezeigt werde ausschliesslich professionelle, qualitative und zeitgenössische Kunst, sagt Dubach.
    Wie ein Hobby wirken die Werke der ersten Ausstellung, die ab dem 4. August bis zum 10. September zu sehen sind, jedenfalls nicht. Vielmehr konnten Dubach und Greuter gleich mit der ersten Ausstellung grosse Namen der Schaffhauser Kunstszene gewinnen – und damit ihrem eigenen Anspruch gerecht werden. So sind Werke von Vincenzo Baviera und Ruedi Mösch, Ursula Goetz, Carlo Domeniconi, Tobias Mattern, Iris Michel und Velimir IliŠević zu sehen.
    Hier fügen sich Ort und Kunst zusammen, denn die ausgewählten Werke kommen in der alten Druckerei mit ihrem industriellen Charakter besonders gut zur Geltung. Vom Trasadinger Maler Tobias Mattern ist etwa ein überdimensioniertes, drei Meter breites Ölgemälde mit einem Naturmotiv in weichem grün ausgestellt. Im Kontrast dazu stehen die kräftigen, geometrischen Bilder der in Feuerthalen geborenen und international bekannten Grafikerin und Malerin Ursula Goetz, die auch im Museum zu Allerheiligen bereits ausstellte. Die Neue Galerie für Gegenwartskunst zeigt gleich sechs grössere und kleinere Werke der Künstlerin, die alle einem ähnlichen Motiv folgen: Mit Linien, Strichen und Streifen schafft die Künstlerin eine Ordnung, welche immer wieder durchbrochen wird. Ihre Verwendung von tiefen, matten Blau- und Rottönen – und das Schwarz, das in Goetz’ Schaffen einen bedeutenden Platz einnimmt – unterstützen diesen Effekt.
    Velimir IliŠevićs Gouachen «Deutsche Fenster» sind in der Dimension wesentlich kleiner, aber in der Wirkung ebenso intensiv. Seine bunten, spielerisch-assoziativen Bilder von Fensteraussichten vermitteln der Betrachterin einen Einblick in sein Erleben. Der bekannte Künstler war lange in Schaffhausen tätig, lebt aber heute in Berlin.
    In der neuen Galerie sind ausserdem gleich fünf der expressionistischen und surreal anmutenden Bilder des Schaffhauser Kunstmalers Carlo Domeniconi zu sehen.
    Dominierend in der Ausstellung ist aber die Skultpur Prometheus, ein gemeinsames Werk der beiden Künstler Vincenzo Baviera und Ruedi Mösch. Schon die Anlieferung der mehrere Meter langen Skulptur war eine logistische Herausforderung. Jetzt füllt eine grosse Wippe oder Schaukel aus industriellen Metallstreben einen grossen Teil des Galerieraumes.
    Auf der Schaukel thront eine schwere, steinerne Figur. Sie ist auf einem Wagen angebracht, der auf Schienen fährt und mit einem Hebel bewegt werden kann. Betätigt man den Hebel, rollt der Wagen samt Figur los und bewegt die Wippe. Die Besucherinnen können hier selbst Hand anlegen: «Die Kunst soll benutzt werden», sagt der Künstler Baviera selbst dazu.
    Die Schaukel ist aufwendig konstruiert. Sie wirkt wie der Teil eines Krans, der zweckentfremdet wurde. Der daraus entstandene Industrial Chic passt gut in die Räume einer ehemaligen Druckerei, aber der Prometheus ist nicht nur Deko. Vielmehr stellen sich in seiner Gegenwart der Betrachterin und Benutzerin ganz elementare Fragen über die Bedeutung des technologischen Fortschritts. Die wippende mythologische Figur steht dabei exemplarisch für die Widersprüchlichkeit des Fortschritts. «Prometheus brachte das Feuer, aber das Feuer gerät ausser Kontrolle», erklärt dazu Vincenzo Baviera.
    So gesehen passen der griechische Gott und die Fragen, die er aufwirft, exakt in das Galeriekonzept. Denn Dubach geht es darum, Werke auszustellen, die sich mit aktuellen Themen beschäftigen. Dabei sei die Kernfrage der zeitgenössischen Kunst: «Wo bringt sie uns hin? Sollten wir uns auf das Elementare zurückbesinnen?», erklärt sie.

Zukunftspläne

Die hohe Qualität der Werke wollen die Galeriebetreiberinnen auch in zukünftigen Ausstellungen fortsetzen. Nach Ende dieser Ausstellung sollen Werke der Künstlerinnen Iris Michel und Helene Reif ausgestellt werden. Michels «Generations: ‹Circle of life›», ist bereits jetzt in den UD-Räumen zu sehen.
    Ab dem 29. Oktober werden dann Bilder des Fotografen Peter Pfister ausgestellt, der auch für die AZ tätig ist. Gleich darauf folgen Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus der Kammgarn, darunter Katja Scheffer.
    Was danach ausgestellt wird, sei noch offen, erklärt Dubach.
    Kunstschaffende aus den Kammgarn-Ateliers gehören jedenfalls zur Zielgruppe, denen Dubach und Greuter einen Ausstellungsraum zur Verfügung stellen wollen. Die Galerie würde damit auch weniger bekannten Künstlerinnen ein Sprungbrett bieten.
    Das Galeriekonzept könnte so auf lange Sicht funktionieren. Auch, weil Franziska Dubach und Tito Greuter dabei ein gutes Team bilden. Tito habe den Draht zu den Künstlerinnen und Künstlern, sie selbst arbeite sehr strukturiert, erklärt Dubach. «Wir ergänzen uns wunderbar», sagt sie.
    Die Galerie ist deshalb für die beiden Kunstschaffenden auch ein Experiment, mit dem sie herausfinden wollen, ob ein solches Vorhaben längerfristig klappt.
    Wenn ja, dann wollen sie weitermachen, auch über den nächsten Sommer hinaus. «Allenfalls an einem anderen Ort», fügt Dubach hinzu.


 



3. August 2022

An der Webergasse startet eine neue Ära für Liebhaber der Kunst


Die Neue Galerie für Gegenwartskunst wird mit Werken von Vincenco Baviera und Ruedi Mösch, von Ursula Goetz, Carlo Domeniconi, Velimir Ilisevic, Tobias Mattern und Iris Michel eröffnet.

Wolfgang Schreiber

An der Webergasse rollt ab dem 4. August 2022 die in roten Elsässer Sandstein gehauene, sitzende Figur des Prometheus auf einer stählernen Schaukel mal vorwärts, mal rückwärts auf und ab. Die Mythenfigur Prometheus gilt als Feuerbringer und deshalb als Urheber der menschlichen Zivilisation. Eine acht Meter lange kinetische Skulptur, die gemeinsam von Vincenco Baviera und Ruedi Mösch erarbeitet wurde. Die Skulptur steht nicht im Freien auf der Webergasse. Sie steht frei in den ehemaligen Räumlichkeiten der Unions-Druckerei an der Webergasse 39. Wo am Donnerstag, 4. August, die neue Kunstgalerie mit einer Vernissage eröffnet wird.
    Vincenco Baviera und Ruedi Mösch sehen den Prometheus als wankelmütige Figur. Dass er der Menschheit das Feuer gebracht hat, kann heute nicht mehr nur als Segen gesehen werden. Feuer kann verheerend wirken. Den beiden Künstlern stellt sich daher die Frage, ob alle Erfindungen zum Segen geraten sind oder womöglich zum Untergang der Menschheit beitragen. Baviera sagte, als der Prometheus erstmals in den ehemaligen Räumen der Druckerei in Bewegung gesetzt wurde: «Je schlechter die Welt wird, umso lauter werden wir schreien».
    Hinter der Neuen Galerie steht die ehemalige Lehrerin und heute als Kunstschaffende arbeitende und sich der Bildhauerei widmende Franziska Dubach und der frühere Lehrer und schon immer als Kunstschaffender tätige und sich mit der abstrakten Fotografie und neuerdings sich auch mit der Sgrafitto-Kunst beschäftigende Thomas Tito Greuter. Während mindestens einem Jahr werden die beiden als Team zeitgenössischen Kunstschaffenden aus der Region die Möglichkeit bieten, ihre Werke der Öffentlichkeit zu zeigen. «Zu günstigen Bedingungen, komplett kostenlos für die Künstlerinnen und Künstler», fügte Thomas Tito Greuter hinzu.

Sieben bekannte Kunstschaffende

Die leer stehenden Räumlichkeiten mit Industriecharakter an der Webergasse eignen sich hervorragend für die Präsentation neuzeitlicher, auch grosser Kunstwerke. Dies hat Bernhard Ott erkannt, der für die aus der Unionsdruckerei entstandene Immobilien AG die Geschäfte leitet.
    Franziska Dubach und Thomas Tito Greuter konnten Bernhard Ott schnell von der Idee einer Neuen Galerie überzeugen. Diese startet mit der Vernissage am 4. August um 18.00 Uhr und zeigt die Werke von sieben bekannten regionalen Kunstschaffenden. Franziska Dubach stellte kurz die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler und deren Werke vor. Zu sehen sind, wie schon erwähnt, die Arbeit von Vincenco Baviera und Ruedi Mösch. Carlo Domeniconi zeigt eine Tusch- oder Zeichnungsserie zum Thema «Die Gedanken sind frei». Ursula Götz stellt gross- und kleinformatige Malerei vor, Velimir Ilisevic brachte aus Berlin zehn Bilder mit, Gouache auf Papier, die Ausblicke aus deutschen Fenstern darstellen. Iris Michel brachte vier aktuelle Bildwerke zum Thema «New Generation» und Tobias Mattern ein grossformatiges, grünes Doppelbild. Die Ausstellung an der Webergasse dauert bis zum 10. September.