AUSSTELLUNG

ISABELLE BERGER

FRANZISKA DUBACH

RUDOLF BERGER

 
 

 


Zum Abschluss des Kunstjahres in der Neuen Galerie für Gegenwartskunst bespielen unter dem Titel «BLIND GEWAGT - SEHEND GESTALTET» die drei Kunstschaffenden ISABELLE BERGER - FRANZISKA DUBACH - RUDOLF BERGER den Raum der ehemaligen Druckerei an der Webergasse.

Am Anfang des Gestaltungsprozesses der Werke von Isabelle Berger stehen eine Farbe und eine Bewegung. Die mit geschlossenen Augen gemalten BLIND DATES faszinieren Isabelle Berger. Diese Bilder werden mit langen Pinseln gestaltet; sie entziehen sich der Kontrolle, entstehen jedoch nicht beliebig, sondern aus inneren Impulsen heraus.

Franziska Dubach begeistern die Materialien Stein und Wachs/Bronze. Damit kreiert sie ihre abstrakten und figürlichen Skulpturen und Plastiken. Manchmal sind die Plastiken mehrteilig und laden den Betrachter ein, damit zu spielen, die eigene Figur zu gestalten.

Die figürlichen Objekte von Franziska Dubach stehen im Austausch mit den Aktzeichnungen von Rudolf Berger (1926-2014). Bei beiden Kunstschaffenden sind die Werke das Resultat einer vertieften Auseinandersetzung mit der menschlichen Gestalt. Für Franziska Dubach erzählen Körperhaltungen, Bewegungen und Mimik, Geschichten – sie sind Ausdruck einer inneren Verfassung des dargestellten Menschen. Rudolf Berger hat sich intensiv mit dem menschlichen Körper beschäftigt, um seine Landschafts- und Ortsbilder auch mit Personen bereichern zu können.

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4. Dezember 2023

 

Von der menschlichen Figur zur totalen Abstraktion

In der Galerie für Gegenwartskunst sind Werke von sehr unterschiedlichem Ausdruck, die erstaunlich gut zusammenpassen, zu sehen.


Lukas Baumann

Thomas «Tito» Greuter war sichtlich erfreut, die Ausstellung seiner Mitgaleristin Franziska Dubach sowie von Isabelle Berger und deren verstorbenem Vater Rudolf Berger am Freitagabend vor so vielen Anwesenden eröffnen zu können. Nach einer feinen musikalischen Einlage eines Jazzduos befragte Greuter die Plastikerin Dubach und die Malerin Berger zu ihren Werken und ihrem Arbeitshintergrund.

    Franziska Dubach arbeitet plastisch, also Material aufbauend, und bildhauerisch, also das Material, meistens aus Steatit oder Marmor, heraushauend. Interessant bei ihren im Ausdruck sehr unterschiedlichen, die Figur abstrahierenden oder ganz abstrakten Plastiken ist, dass sie zum Teil von den Besuchenden umgestellt oder gar verändert werden können. Betrachter und Betrachterin werden also mit einbezogen, können in die Arbeiten eingreifen und dabei deren Materialität erfühlen – ein spannender, seltener Ansatz. Eine klare Konzeption und ein sensibler Umgang mit dem Material ist den schönen Einzelstücken gemeinsam, von denen etliche in Bronze gegossen sind.

Einheit in der Vielfalt
    Einen völlig anderen Ansatz pflegt Isabelle Berger: Mit geschlossenen Augen und langstieligen Pinseln fertigt sie «Blind Paintings» an. Diese wirken wie eine Art expressive, abstrakte Kalligrafie, die von der Arbeitsweise her sowohl an japanische Tuschekunst wie an den Tachisten George Mathieu erinnert.

    Die drei unterschiedlichen Arbeitsansätze der Ausstellenden sind an einer Galeriewand in dichter Hängung exemplarisch zusammengefügt: Hinter Dubachs Kleinplastiken hängen die abstrakten Bilder von Isabelle Berger zwischen den Zeichnungen ihres Vaters von nackten menschlichen Körpern. Das funktioniert und ist spannend.

    Vom Maler und Zeichner Ruedi Berger, der von 1926 bis 2014 lebte, sind zahlreiche technisch virtuose Aktzeichnungen in die Ausstellung integriert. Sie zeugen von seiner grossen Sicherheit im Umgang mit dem menschlichen Körper und dessen Proportionen. Vor allem in den in Aquarelltechnik gemalten Akten gelingt es, die zumeist weiblichen Körper in einem spontanen Moment vor der nächsten Bewegung einzufangen.

    Die Ausstellung in der Galerie an der Webergasse dauert den ganzen Dezember über. Wegen höheren Mietkosten nach einer Umbauphase im Haus im nächsten Mai kommt ihre Schicksalszeit. Es wäre sehr schade, wenn dieser Ausstellungsraum mit seinem engagierten Team wieder verschwinden würde – er bereichert Schaffhausen.