AUSSTELLUNG

CYNTHIA WASER

PETER SCHNEEBELI

 

réservé

 




Der Anblick und die Begehungen eines dem Zerfall überlassenen Hotels auf einer griechischen Insel, führten zu inspirierenden Dialogen, Träumereien und warfen viele Fragen zwischen dem Zeichner und Maler Peter Schneebeli und der Fotokünstlerin Cynthia Waser auf.

Cynthia Waser erkundigte das Gebäude mit der Kamera entlang der Fassade. Bröckelnde Mauern, einstürzende Balkone, trübe Fenster und eine Fülle an Pflanzen, die in dem maroden Bauwerk Wurzeln schlugen, lieferten ihr den Stoff für traumartige Collagen, zu einer faszinierenden Welt in Fragmenten.

An Traumbilder erinnern auch die Resultate von zeichnerischen Verfahren, wie Peter Schneebeli sie in grossformatigen Werken auf Folien und Papier mit Stift und Pinsel realisiert. Durch Überlagerung und Schichtung oder Verschiebung von Spuren geraten seine Figuren, Zeichen und Motive in Bewegung.

Zwei Stelen aus Plexiglas und Holz sowie eine Installation mit Fassringen aus Metall von Cynthia Waser und Peter Schneebeli regen zu neuen Sichten an auf Fragen um Raum, Besitz- und Machverhältnisse.


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17. Juli 2023

 

Künstlerpaar Peter Schneebeli und Cynthia Waser

Ausstellung «réservé» in der Galerie für Gegenwarts­kunst in Schaffhausen

Was war real, was ist Fantasie? Ein verlassenes Hotel lässt das Künstlerpaar Cynthia Waser und Peter Schneebeli Geschichten träumen. Was wahr ist, bleibt dabei ein Rätsel.

von Indrani Das Schmid

Ihre Werke sind nur auf den ersten Blick selbsterklärend. Die grossformatigen Zeichnungen von Peter Schneebeli und die Fotografien von Cynthia Waser. Quer durch den Raum gespannt, liegt ein Paar nebeneinander, in erotischer Position, über ihnen pustet Aiolos, der griechische Gott der Winde. Auf fünf Meter Folie gezeichnet, ist diese Zeichnung mit Abstand das längste Kunstwerk, das jemals in der Galerie für Gegenwartskunst in Schaffhausen ausgestellt wurde.

    Es ist Samstagnachmittag, die Sonne brennt, in der Galerie für Gegenwartskunst aber ist es angenehm kühl – zur Freude der rund 30 Besucherinnen und Besucher. Just zu Ferienbeginn eröffnete das Künstlerpaar Peter Schneebeli und Cynthia Waser seine Ausstellung «réservé». «Réservé» bedeutet in erster Linie «zurückhaltend, reserviert» und in zweiter Linie «jemandem oder etwas vorbehalten zu sein». Einen passenderen Titel konnten die beiden Künstler nicht finden. Ihre Werke wirken auf den ersten Blick zurückhaltend, dezent. Da sind die grossformatigen Fotografien von Cynthia Waser, die eines gemeinsam haben: ein vermeintlich schwarzes Nichts, das lebendig, voller Überraschungen und Wendungen ist, wenn man sich die Fotografien genauer betrachtet.

«Schicht»-Erzählungen

    Es ist diese Art von «Schicht»-Erzählungen, die die Künstlerin Cynthia Waser fasziniert. «Wenn zwei Schichten aufeinandertreffen, ergibt dies eine dritte komplett neue Ebene.» Eine Ebene, die eine neue Geschichte erzählt. Cynthia Waser spielt mit dieser Art von Dramaturgie, indem sie ihren «Schicht-Fotografien» noch Collagefetzen hinzufügt. Und damit wieder die Aussage verändert.

    Was war real? Was ist Fantasie? Diese Frage beflügelte auch Peter Schneebeli, als er gemeinsam mit Cynthia Waser auf der griechischen Insel Kapados auf ein Hotelgebäude stiess, das mal eine Augenweide war, bis man es verlassen hatte. Die beiden erkundeten es, stiessen auf Deko-Elemente, Buchstabenfragmente. Die in ihnen Bilder des Spielfilms «Casablanca» mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall aufkommen liessen. Und doch? War es so? Während Cynthia Waser sich den Bruchstücken der Hotelgeschichte mit Kamera näherte, sah Peter Schneebeli Bilder vor sich. Bilder von Menschen, Meer, von Orient und Okzident.

Herausgekommen sind grossformatige Zeichnungen auf Folienschichten, die in sich die Mehrdeutigkeit tragen, die in der griechischen Mythologie herrscht und die den Künstler so sehr beschäftigt.